Argumentationshilfen
Auf dieser Seite finden Sie fachliche Informationen zu häufig gestellten Fragen. Mit einem Klick auf das Thema klappt sich der Infokasten auf. Die Seite ist als lebendiges Format zu verstehen und wird kontinuierlich ausgebaut und um zusätzliche Themen erweitert.
Toiletten
All gender Toiletten - warum und wie?
Toiletten in öffentlichen Gebäuden werden meist binär nach Geschlecht getrennt: es gibt Damen- und Herrentoiletten. Wenn eine Person, deren Äußeres scheinbar nicht zum Schild an der Tür passt, eine geschlechtsspezifische Toilette besucht, kann das schnell zu ungewollter Aufmerksamkeit oder Konflikten führen. Zudem befinden sich Wickeltische und Mülleimer häufig ausschließlich in den Damentoiletten. Geschlechtsneutrale Toiletten gibt es bisher selten, können aber ein großer Schritt dabei sein, Diskriminierung und Barrieren beim Toilettengang abzubauen. Verschiedenste Personen können davon profitieren, zum Beispiel:
- Eine Person mit nicht-binärer Geschlechtsidentität
- Ein Vater, der sein Kind wickeln möchte
- Ein trans* Mann, der menstruiert
- Eine Frau mit Behinderung, die eine männliche Assistenzperson hat und deren Hilfe beim Toilettengang benötigt
- Ein Elternteil mit Kindern unterschiedlicher Geschlechter
- Eine Person, deren Äußeres scheinbar nicht zur Kennzeichnung der Toilette passt (das kann sowohl trans*- als auch cisgeschlechtliche Menschen betreffen)
Was sind konkrete Möglichkeiten, Toiletten inklusiver zu machen?
- Planen Sie bei Sanierungs- oder Umbauarbeiten sowie Neubauten geschlechtsneutrale WCs mit ein. Es gibt aber auch Möglichkeiten ohne aufwändige bauliche Maßnahmen:
- Wenn es jeweils mehrere Frauen- und Männertoiletten (zum Beispiel in verschiedenen Etagen) gibt, können Sie einige der bestehenden Toiletten als geschlechtsneutral umwidmen. Diese sollen stets eine Ergänzung zu bestehenden geschlechtsspezifischen Toiletten sein. Räumlich vollständig abgeschlossene Einzeltoiletten, die direkt über den Flur erreichbar sind, können besonders einfach als geschlechtsneutrale Toilette dienen.
- Stellen Sie Wickeltische, Mülleimer in den Kabinen und gegebenenfalls kostenlose Menstruationsprodukte in allen Toiletten unabhängig des Geschlechts zur Verfügung. Schildern Sie aus, in welchen Räumen es z.B. Wickeltische gibt.
- Dass es neutrale Toiletten gibt, sollte intern und öffentlich kommuniziert und z.B. durch Ausschilderung sichtbar gemacht werden. Dazu zählt nicht nur die Beschilderung an der Tür, sondern ggf. auch im Leitsystem des Gebäudes.
- Vermeiden Sie bei der Beschilderung die Nutzung von Symbolen, die binäre Geschlechterstereotype bedienen – wie die Figuren mit Rock oder Hose für Mann und Frau. Mögliche Beschriftungen für die neutralen Toiletten sind z.B. „WC für alle Geschlechter“ (engl. „All-gender toilet“) oder ganz neutral „WC“. Eine andere Version könnte sein, außen zu kennzeichnen, welche Art von Toilette hinter der Tür zu finden ist (bspw. „Pissoir“, „Sitztoilette mit Kabine“)
- Machen Sie sich klar, dass neutrale Toiletten neben trans*, nicht-binären oder inter* Personen noch vielen weiteren Personengruppen helfen können. Sensibilisieren Sie in Ihrer Institution auch dafür, falls es Gegenwind oder Zweifel an der Wichtigkeit neutraler Toiletten geben sollte, zum Beispiel durch Infotexte direkt in den Sanitärräumen. Wir Menschen sind es längst gewohnt, solche Toiletten zu benutzen, wie beispielsweise bei uns Zuhause, in Praxen, Zugtoiletten und in öffentlichen Räumen.
Weitere Informationen finden Sie beispielsweise auf den Seiten der Fachstelle für trans*, inter* und nicht-binäre Lebensweisen (TIN) oder der Deutschen Gesellschaft für Trans*- und Inter*geschlechtlichkeit e.V. (dgti). In einigen Bereichen gibt es Modellprojekte und themenspezifische Informationen, zum Beispiel das Projekt .
Rechtslage
Arbeitgeber*innen sind bei der Einrichtung von Sanitärräumen, also Toiletten, Umkleiden und Waschräumen an die Arbeitsstättenverordnung gebunden. Diese verpflichtet zur Einrichtung getrennter Sanitärräume für Männer und Frauen. Kleinere Betriebe können die Räume so einrichten, dass eine zeitlich getrennte Nutzung möglich ist.
Zusätzliche geschlechtsneutrale Sanitärräume einzurichten, stellt zum aktuellen Zeitpunkt eine rechtssichere Lösung dar. Auch wenn die Arbeitsstättenverordnung seit Einführung der dritten Geschlechtsoption „divers“ im Personenstandsrecht 2018 noch nicht angepasst wurde.
Im Falle eines Neubaus hat der Verein Deutscher Ingenieure eine bautechnische Richtlinie veröffentlicht, die praktische Hinweise zur Bemessung, Ausstattung und Ausführung inklusiver, geschlechterunspezifischer Toilettenanlagen bietet. Mehr Informationen
Sport
Auf die Plätze..! - Aber welche?
Sportstätten sind für lesbische, schwule, bisexuelle, trans* und inter* Personen (im Folgenden als „queere Personen“ zusammengefasst) nicht immer ein Raum, in dem sie sich wohl und sicher fühlen. Statistiken zeigen, dass queere Personen deutlich seltener an Sportangeboten teilnehmen. Dabei ist Sport elementar, um gesund zu bleiben, ein gutes Körpergefühl zu entwickeln und ist ein wichtiger Faktor für gesellschaftliche Teilhabe. Die meisten Vereine sind offen für Vielfalt. Häufig ist dies für queere Personen aber nicht eindeutig und sie machen sich Sorgen, fehl am Platz oder unerwünscht zu sein.
Das können Sie tun, um queeren Personen Ihre Offenheit zu signalisieren und möglichst diskriminierungsarme Räume zu schaffen:
- Haltung zeigen und Diversität sichtbar machen
- Sprechen Sie alle Menschen an und zeigen Sie Vielfalt auf Plakaten, der Website und in der sonstigen Öffentlichkeitsarbeit.
- Werden Sie Teil der RESPECT!-Kampagne und platzieren Sie den bunten RESPECT!-Aufkleber an Vereinsheimen und Sporthallen, um Offenheit nach außen zu tragen. Der Aufkleber markiert offene Orte für LSBTIQ* Personen. Begleitend erhalten Sie Broschüren und Flyer mit lokalen Anlaufstellen und allgemeinen Informationen. Mehr Informationen finden Sie bei der hier.
- Reagieren Sie auf queerfeindliche Äußerungen und Handlungen, indem Sie zum Beispiel bei Teambesprechungen klare Worte finden, Einzelgespräche nach diskriminierendem Verhalten führen und, bei wiederholtem Regelbruch, Konsequenzen aussprechen.
- Inklusive Teams und Trainingsgruppen
- Führen Sie sich vor Augen, dass binär getrennter Sport trans*, inter* und nicht-binäre Personen ausschließt. Erarbeiten Sie Lösungen, die zu Ihren Strukturen passen. Unterstützung in dem Prozess können Sie zum Beispiel bei der Landeskoordination Trans* NRW
- Klären Sie bestehende Teams auf, schaffen Sie Formate, die queere Personen integrieren und Partizipation zulassen.
- Schaffen Sie gegebenenfalls gemischtgeschlechtliche oder LSBTIQ* spezifische Teams und Angebote.
- Lassen Sie trans* Personen bei nach Geschlecht getrennten Angeboten wenn möglich selbst entscheiden, zu welcher Gruppe diese gehen wollen und wann/ob sie nach einem Coming-out wechseln wollen.
- Führen Sie sich vor Augen, dass binär getrennter Sport trans*, inter* und nicht-binäre Personen ausschließt. Erarbeiten Sie Lösungen, die zu Ihren Strukturen passen. Unterstützung in dem Prozess können Sie zum Beispiel bei der Landeskoordination Trans* NRW
- Infrastruktur und Formulare
- Stellen Sie geschlechtsneutrale Orte zum Umkleiden und ggf. Duschen bereit. Wenn die Räumlichkeiten begrenzt sind, können zum Beispiel die Umkleide für Schiedsrichter*innen oder Trainer*innen in einem festgelegten Zeitfenster dafür verwendet werden – suchen Sie nach kreativen Lösungen!
- Stellen Sie geschlechtsneutrale Toiletten zur Verfügung, sofern möglich. Wenn es mehr als zwei Toiletten gibt, können Sie zum Beispiel eines zu einem “WC für alle” umwandeln.
- Gehen Sie sensibel mit persönlichen Daten um, wenn sich zum Beispiel trans* Personen unter ihrem alten Namen anmelden (müssen).
- Fragen Sie das Geschlecht nicht auf Formularen (z.B. Anmeldung, Mitgliedsantrag) ab, wenn es nicht relevant ist – und wenn doch, fügen Sie die Optionen „divers“ und/oder „keine Angabe“ hinzu. Wenn Sie das vor Herausforderungen stellt, wie beispielsweise bei Angebotsgestaltung oder Mannschaftszusammensetzung, beziehen Sie betroffene Personen in Entscheidungen mit ein und suchen Sie Anregungen zum Beispiel bei der Landeskoordination Trans* NRW. Diese bietet etwa eine eigene Broschüre zur Teilhabe von trans* und nicht-binären Menschen im Sport zum kostenlosen Download.
- Sensibilisierung und Bildung im Verein
- Sensibilisieren Sie Vereinsmitglieder, Trainer*innen und Personal zum Thema LSBTIAQ*, indem Sie Bildungsmöglichkeiten bereitstellen.
- Bestimmen Sie eine oder mehrere Vertrauenspersonen im Verein oder der Mannschaft, an die sich queere Personen wenden können. Kommunizieren Sie intern klar, dass es eine solche Person gibt, damit das Angebot genutzt werden kann und z.B. Trainer*innen wissen, an wen sie verweisen können.
- Nehmen Sie in Ihrer Satzung oder Ihrem Vereinsleitbild einen Paragraphen zu Antidiskriminierung auf oder erweitern Sie diesen, sodass explizit LSBTIAQ* Personen darin eingeschlossen werden.